Freitag, 6. Februar 2015

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Über die Wasserkrise


Anmerkung:
Der folgende Text ist als Beitrag zum Viva con Agua WATERSLAM im Rahmen der WASH-Tage entstanden.

Einleitung in Form eines schlechten Witzes:
„Guten Tag. Ich möchte mich gern taufen lassen.“, sagte Ingobert Johnsonson.
„Gepriesen sei der Herr, mein Sohn. Aber ist das nicht etwas kurzfristig?“, antwortete der Priester.
„Die Bauarbeiter haben das Wasser aber heute abgestellt.“

Man sollte meinen, Wasser wäre eine klare Angelegenheit. Und doch scheinen mir die Aussichten eher trübe. So trübe, dass kleine Wasserläufer darin jubilierend von Schmutzpartikel zu Schmutzpartikel springen und ihren Larven zurufen, all das wird einmal dir gehören! Dir! Dir! Und niemandem sonst, solang du mich dafür bezahlst, denn nur der Durst ist umsonst,
aber Wasser, das kostet. Wasser kostet … mal alle, wie gut das tut, wenn es euch ausgedörrte Kehle hinunter fließt, womit wir auch schon beim feuchten Kern der Sache wären, was ist der Preis des Wassers und was sein Wert?

Wir graben einen Brunnen
Wir suchen nach der Quelle
allen Übels
Schöpfen Kelle für Kelle
Verdacht
Wasser wartest du? Wasser wartest du von uns?


Ich sehe sehr gerne diese Sciencefiction-pseudo-Dokumentationen auf N24 über fremde Planeten, computeranimierte Orte, an denen es Quecksilber seitwärts hagelt und dreibeinige Beutel die dominante Lebensform darstellen. Denn dreibeinige Beutel sehen saukomisch aus, wenn ihr Fluchtreflex einsetzt, sie sich schlagartig aufblasen und davon schweben. Außerdem sind sie mir nicht annähernd so fremd, wie die Vorstellung, dass Wasser eine endliche Ressource sein soll. Die Idee, dass das Glas tatsächlich einfach mal leer sein könnte, erschrickt mich nicht, denn dazu müsste ich sie erst mal ernst nehmen können. Kann ich aber nicht. Mir wurde immer gesagt, ich solle mich gründlich waschen. Ich solle die Pfanne bitte noch mal schrubben, das Gemüse sauber abspülen. Ich habe pikiert die Augen verdreht, als man mir vorschlug, halt Leitungswasser zu trinken, wenn der Saft alle ist. Ich trank dann eine Tasse Kaffee, auf deren Herstellung von der Bohne bis zum Lidl 150 Liter verwendet wurden. Selbst über den Regen rege ich mich rege auf. Ruf mal an in der Sahelzone und sag den Leuten dort, wie glücklich die sich schätzen dürfen! Frag die Leute da mal, ob das Glas nun halbvoll oder halbleer ist und dann staune über so viel Optimismus. Sieh, man kann auch ohne saufen glücklich sein!
Ich kenne keinen Durst. Ich kenne Überfluss. Ich treibe inmitten eines unendlichen Sees. Nur, das Tückische an Seen ist, von oben kann man schwer erkennen, wie tief sie wirklich sind. Wenn ich mich nun von meiner Luftmatratze schwinge, ertrinke ich dann oder wate ich knöcheltrocken ans Ufer zurück? Grundwasser genug also, uns aufzuregen, wenn mal wieder irgendwelche Arschnasen darüber nachdenken, H20 zur Ware umzudefinieren.

„Essen ist doch auch nicht umsonst.“, sagen die Arschnasen. 
„Was wollt ihr denn als nächstes? Ein Grundrecht auf Grundrechte?“, sagen die Arschnasen. 
„Die Privatisierung wird die Wasserverteilung effizienter organisieren, als die Natur.“, sagen die Arschnasen und müssen dann eine kleine Pause einlegen, bis alle im Saal zu lachen aufgehört haben.
Marktwirtschaft ist das Spiel von Angebot und Nachfrage oder anders ausgedrückt, die Geschichte von Zu viel und zu wenig. Interessanterweise kommt hier nirgendwo ein genug vor, denn wäre es mal genug, wäre jeder Mangel beseitigt, dann wäre das Spiel vorbei und wir müssten wieder an die Arbeit.
Wenn einer eine XBOX ONE hat und der andere nicht, hat der Eine eben etwas mehr Freude am Leben, der andere eine XBOX ONE. Kann man machen. Wenn aber einer Wasser hat und der andere nicht, hat der eine mehr Freude am Leben und der andere kein Leben. Die Frage nach der Effizienz stellt sich also nur dann, wenn man wissentlich den Tod von Menschen in Kauf nimmt. 800 Millionen Menschen haben derzeit keine ausreichende Wasserversorgung. Was ist da Effizient? Nur noch 400 Millionen? 100 Millionen? Ein Kind, mit einem Becher voller Ruhr?
„Gute Quote.“, sagen die Buchmacher.
„Aber Wasser ist doch ein Grundrecht!“, sagt der priviligierte Mittelstandseuropäer.
„Ach, echt? Na, dann.“, sagen die Menschen im Westjordanland und wie von Zauberhand sprießen Kanister voller Nass aus dem staubigen Erdreich, denn bekanntermaßen reicht es ja, ein Recht möglichst laut zu proklamieren. Das hat ja bisher immer gut geklappt. Wasserpistolen töten. Es sterben nur lediglich jene, die nicht getroffen werden. Was tun? Alle nassforsch in die Nasszelle stecken? Oder die Sache doch mit trockenem Humor nehmen?

Wir graben einen Brunnen
Wir suchen nach der Quelle
allen Übels
Schöpfen Kelle für Kelle
Verdacht
Wasser wartest du? Wasser wartest du von uns?

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