Du fragst mich, was das Glück sei.
Du fragst mich, was das Glück sei und benutzt dabei einen
Tonfall, so als würdest du mich bitten, dir mal das Salz zu reichen.
Du fragst mich, was das Glück sei und stützt dabei dein Kinn mit
deinem rechten Ellenbogen und in deinen Mundwinkeln blitzt er, der
Stolz auf deine ach so gewiefte, ach so weltklug gewandte Frage.
Du fragst mich, was das Glück sei.
Ich sage dir, dass das ja wohl eine saudumme Frage ist. Denn „Das
Glück“ gibt es nicht. Es gibt höchstens „Dein Glück“ und
„Mein Glück“ und nicht selten besteht „Dein Glück“ darin,
mir meines zu verleiden.
Du fragst mich, was mich glücklich macht und ich antworte dir,
dass ich von deiner Fähigkeit, aus einer lediglich irgendwie dummen
Frage eine zu machen, deren Dämlichkeit epischer als die Endschlacht
der „Herr der Ringe“-Filme ist, überaus beeindruckt bin. Denn
diese, deine zweite Frage lässt nichts anderes zu als, verdammt mich
förmlich zur Weisheit. Oder zur Lüge, wobei nicht selten die Lüge
des einen die Weisheit des Anderen ist. Du willst etwas hören, dass
sich gut auf einer Hochzeitseinladung machen würde. Etwas, das mich
ein wenig mehr wie Tom Hanks klingen lässt. Tom Hanks, den du so gut
findest. So gut findest du den. Und so weise. Du wünscht dir ein
Bonmot, wie: „Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man
es teilt.“ Aber was hilft dir das?
Jetzt fragst Du, was mein Glück sei und ich denke: „Wenn du die
Fresse hältst.“, aber ich sage: „Das Bernsteinzimmer. Oh, wie
glücklich wäre ich, wenn die das verkackte Bernsteinzimmer endlich
fänden. Was hast du denn gedacht, warum ich jeden Tag die
Nachrichten schaue? Wegen der Sache da in der Ukraine? Weil ich es sonst nicht glauben könnte, wie unglaublich schief das Gesicht von Klaus Kleber ist? Jeden Tag schalte ich um
Punkt Acht die ARD ein und hoffe. Die Hoffnung hält mich aufrecht,
aber was ist das nur für ein Leben, so ohne Bernsteinzimmer?! Ich
will in einer bernsteinernen Badewanne planschen, mir die Konturen
meines Bartes mit einem orangenen Splitter nachrasieren und dann
gemütlich auf meinem Bernstein-Flachbildschirm durch die Programme
zappen, bevor ich mir aus einer im Bernstein eingeschlossenen Mücke einen Tyrannosaurus für den Hausgebrauch klone! Aber das geht nicht, solange keiner weiß, wo das Bernsteinzimmer ist. Man fand es nicht in Königsberg. Man fand es nicht in Moskau, Weimar oder Wuppertal. Ich würde es ja mal in Bern probieren. Vermutlich handelt es sich
einfach um ein großes Missverständnis. Wahrscheinlich wartet irgendwo in Bern ein sehr alter Mann darauf, dass der Zar endlich mal sein blödes Steinzimmer abholt.
Wie soll ich so meinen Frieden mit der Welt machen?!
Vielleicht beim reiten? Schließlich heißt es ja auch: „Das
Glück der Erde, auf dem Rücken der Pferde.“, aber da ist nichts.
Oft schon, bin ich an Son- und Feiertagen auf Reiterhöfe und
Weidewiesen gefahren, um dort die Rücken der Ponys abzuklopfen. Ich
habe mich vor allem deshalb auf die Ponys konzentriert, weil deren
Rücken niedriger liegen und daher auch ohne Spezialwerkzeug
verhältnismäßig einfach zu erreichen sind. Willst du wissen, was ich dort fand? Pferdebremsen, die allerdings, das gebe ich zu, recht glücklich
wirkten.“
Im Grundgesetz ist lediglich mein Recht, nach „dem Glück“ zu streben verankert. Ich habe das Recht,
glücklich zu sein, nicht jedoch die Pflicht dazu. Genau so, wie ich das
Recht habe, mich in Sankt Nimmerlein umzubenennen und morgens nach
dem Aufstehen „Das ist mein Tag!“ aus dem Fenster zu krakelen,
nicht jedoch die Pflicht dazu. Wer sollte das auch kontrollieren? Da müsste ja direkt ein Sankt-Nimmerleinsministerium ins Leben gerufen werden, das dann vermutlich, als Zugeständnis an die Bedeutung einer lebendigen Opposition auch mal ein Linker besetzen dürfte. Man weiß ja schließlich um die historisch gewachsenen Sank-Nimmerleinskompetenzen der Linken.
Weißt du, wer wirklich glücklich ist? Fixer, die sich
gerade einen Schutz setzen. Nicht für lange, das gebe ich zu, aber
danach hast du mich ja auch nicht gefragt. Weißt du, wer wirklich glücklich ist? Der Soldat, der einen Sekundenbruchteil schneller am Abzug war. Ein Schuss Glück und dann noch einer. So flüchtig. Und so trügerisch schön.
Du fragst mich, was mein Glück sei und das alles und hundert andere Dinge denke ich mir. Nur sage ich es nicht. ich antworte: „Wer braucht schon sowas wie das Glück, solange wir zufrieden sind?“
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