Montag, 24. März 2014

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Ding-Dong! … Ding-Dong!

Jaja, komme ja schon. Sie wünschen?

Ich wünsche, sie zu hypnotisieren!

Wie meinen?

Verzeihen Sie meinen Ungestüm! Ich bin Reisehypnotiseur. Ich wandere von Tür zu Tür und biete den Menschen hübsche Wahnvorstellungen an. Ich könnte Ihnen beispielsweise hier und jetzt eingeben, sie seien ein zufriedener Buntspecht, ganz hoch oben da auf dem höchsten Aste des Waldes. Wär' das nicht was für sie?



Och, nö. Mein Bruder hatte als Kind einen Specht, der mir immer ganz furchtbare Kopfschmerzen verschafft hat.

Na, ich kann auch Zwergkaninchen und Kamele, wobei sich mir nie so recht erschlossen hat, was ein Kamel da hoch oben auf dem höchsten Aste des Waldes so zu suchen hat. Aber einem jeden sein eigener Wahn, wie schon meine Großmutter zu sagen pflegte.

Und warum machen sie das?

Möchten sie die pragmatische oder die poetische Antwort darauf?

Öhm... bitte die poetische.

Ich bin wie eine dieser Figuren aus einer Novelle des 19. Jahrhunderts. In einigen Jahrzehnten wird ein streberhafter Abiturient namens Klaus Lürkenscheid mich in einer Textanalyse wie folgt umschreiben: „Er kam wie ein Wirbelsturm über diesen dürstenden Ort; mächtig, unerklärlich, alles erfassend und doch auf geheimnisvolle Weise neu ordnend! Er war wie der Sonnenaufgang, oder wie der Sturm, ein natürliches Ereignis, das zu hinterfragen sich dem Menschen schlicht nicht schickte.“

So,so. Könnte ich zum Vergleich doch noch mal die pragmatische Antwort hören?

Umschulung. Früher war ich Reisestabhochspringer. Ich ging von Tür zu Tür und fragte die Menschen, ob es ihnen helfen würde, wenn ich bei ihnen ein wenig Stabhochspränge. Naja, meine Sachbearbeiterin hatte mich damals schon gewarnt, aber ich war jung und stur. Also was ist nun? Das ist ihre Gelegenheit! Sind sie einsam? Arm? Todkrank? Sag, was es sein soll und wenigstens in ihrem Kopf, kann es ihnen gehören!

… Ich möchte …

Ja? JA?!

Ich möchte, das mich die Dummheit der Menschen geil macht.

Ähm …

Nein, nein! Lassen sie es mich erklären. Also, die Welt steckt voller Idioten, Blödmänner, Flachpfeifen, voll wandelnder Brotaufstriche, bei denen man sich nur fragt, ob sie das Verfallsdatum jetzt schon überschritten oder vorher auch schon so gestunken haben. Und dann reden die auch noch Zeug! So Zeug!
„Mit diesem Animalprintregenschirm werde ich hundert pro die Shopping-Queen von Wuppertal.“
„Ich brauche diese Flatrate und dann noch eine, weil ich ein nervbackiger Vollschorsch bin und nur noch telefoniere, weil sich niemand mehr von Angesicht zu Angesicht mit mir unterhalten will!“
„Ein Geisterfahrer? Hunderte!“
Das kennen sie doch auch. Aber es gibt ja kein Entkommen! Die Idiotie ist überall und es scheint mir leichter, mich selbst verändern zu wollen, als das System. Da dachte ich eben, wenn Sie nun dieses Pochen hinter meiner Stirn in ein, nun sagen wir mal, Lustgefühl verwandeln könnten...

Ja ja, das habe ich verstanden. Ihre Beispiele waren ja schließlich sehr treffend gewählt und auch ihre illustrierten Schautafeln und die kleinen Wimpel haben mir gut gefallen. Offenbar haben Sie sich ja schon einen Weile damit auseinandergesetzt, jedoch …

Jedoch?

... jedoch versuchte ich ihnen zu sagen, dass Sie nicht der erste Kunde sind, der mit diesem speziellen Problem an mich herantritt. Herr Spreiekleu aus dem dritten Stock äußerte erst letzte Woche den selben Wunsch und ich tat mein Bestes. Doch scheint es so zu sein, dass mancher Thor in seinen Mitmenschen lediglich sein eigenes Spiegelbild erblickt. Der wahre Idiot erkennt sich eben selbst zuletzt, mein Herr. Spreiekleu jedenfalls konnte schon kurz nach meiner Behandlung nicht mehr von sich selber lassen, da er sich nun ständig aufs Neue an sich selber erregte. Jetzt steckt er Fest in einer Art autoerotischen Abnutzungsschleife...

Bitte?

Er kann im Dunkeln lesen, weil sein Piephahn rötlich glüht.

Aha. Was meinen Sie, woran kann man erkennen, ob man selbst ein Idiot ist?

Einen sicheren Idiotentest kenne ich leider auch nicht, aber nach meiner Erfahrung würde ich eigentlich immer davon ausgehen.

Verstehe, verstehe... Könnten sie dann vielleicht morgen noch einmal wiederkommen? Ich fürchte, ich benötige erst einige neue Schautafeln.

Nein tut mir leid, das hier ist ein einmaliges Angebot.

Tja, dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag und danke für das Gespräch.


Gern geschehen!

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