Dienstag, 4. November 2014

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Es gleiten die Blätter ganz sanft da im Winde
Es goldet Kastanien, Teetassendüfte
So bunt wie der Schal, gewickelt um's Kinde
bedeckt's rundherum von Schopf bis zur Hüfte

Es häuft sich das Laub zum springen einladend
Ein Frösteln an der Haltestelle
Im Morgen wie aus Nebelschwaden
Das Schweigen einer Maulschelle

Erblick ich das, erklingt ein Lied
ganz tief da unter meinem Magen
Bahnt sich den Weg, von Glied zu Glied
bis hoch ganz zum Mund, lass mich dir sagen,
kann's länger nicht mehr in mir halten
Herbst! Du Loser aller Jahreszeiten!

Wa soll denn das bitte werden? Hä? Herbst?
So: „Ooooch, die Menschen sind so glücklich im Sommer. Und die Straßen sind ja auch so schön verkehrssicher.
Ich hau da mal nassen Scheiß drüber!“
So: „Oooooch, so Tageslicht darf man jetzt auch nicht überbewerten. Die Hässlichen müssen schließlich auch mal wann vor die Tür.“
So: „Oooooooch, man muss auch mal traurig sein dürfen!“
Na keine Sorge, das ist dir gelungen. Du triefnass tropfende Trauerweide von Jahreszeit. Du machst mich traurig. UND WÜTEND!
„Aber, das Laub! Das bunte, wunderschöne Laub!“ Pah! Das Laub! Du lässt gesunde Blätter nah der Blüte Ihrer Tage einfach verrecken und findest das noch schön? Die Finger eines Leprakranken verändern, einmal abgegangen, auch ihre Farbe. Bastel ich mir trotzdem kein Mobilée draus.
Aber du bringst unschuldige Kinder sogar noch dazu, in die aufgeschichteten Körperteile zu springen, geilst dich auf, an ihrem Lachen, denn sie wissen es ja nicht besser. Oh, ich möchte kotzen!

„Aber, der Winter! Der Winter! Der Winter ist noch viel dunkler und kälter als ich!“ Richtig. Der Winter macht genau das selbe wie Du.
Nur viel besser! Der Winter zieht's durch. Der Winter bringt Eis und knochenharte Finsternis, der Winter verschüttet unachtsame Wanderer unter Lawinen und auch wenn man ihn nicht mag, so zittern die Menschen doch vor ihm. Der Winter nötigt mir Respekt ab. Du aber, Du hast keine Lawinen. Du hast Erkältungen.
Sobald die Uhr Oktober scheppert verwandelt sich mein Leben in einen Hindernislauf herum um die armadahaft endlosen Ausscheidungen nasalen Leides, aber wie bei Tetris geht es nur darum, möglichst lange im Spiel zu bleiben, denn am Endergebnis rütteln alle meine Bemühungen nix. Ob nun heute oder morgen, irgendwann ist es da, das Kratzen im Hals und du sagst nur: „Apotheker müssen auch von etwas Leben.“
Ich sage: „Apotheker müssen leben, welche Ausrede hast Du?“
Und dann probiere ich jedes Jahr aufs neue die tausend und ein Hausmittel meines Bekanntenkreises in der Hoffnung, dir nur ein mal ein Schnippchen schlagen zu können. Ich mache mir einen Streichkäse-Sägemehl-Wickel, gurgele warmen Vodka mit Mayonaise und mariniere mich selbst in Motoröl und den Tränen deiner Opfer! Aber nichts hilft. Nie hilft etwas. Man kann dich und deine virulenten Schergen nur aussitzen und alles was mich dabei wärmt ist dieses mein inneres Feuer, genährt von der Flamme meiner Verachtung.

Wenn ich eine Pizza vier Jahreszeiten bestelle, pisse ich auf das dritte Viertel und verfüttere es an die Ratten. Welche Ratten, fragst du? Die, die ich mir zugelegt habe um dein Pizzastück an sie verfüttern zu können.

Du bist kalt, dreckig und machst die Menschen krank. Du bist die Bahnhofsnutte unter den Jahreszeiten. Du bist das Kalender gewordene Nordkorea, so überflüssig wie die der Polizeiruf, wenn mal kein Tatort läuft! Du machst einen auf Bud Spencer und bleibst dabei doch nur Bad Muskau, eine Kleinstadt im totesten Winkel Sachsens, die man überhaupt nur kennt, weil man durch sie hindurch muss, wenn man in Polen günstig Tanken will.
Du bist eine Durchgangszone ohne eigene Identität, ohne Zweck außer jenem, die Menschen auf aggressive Art und Weise zu langweilen.
Ich meine, allein schon deine Feiertage! Frühling hat Ostern, Winter hat Weihnachten, Silvester. Was hast Du? Allerseelen, Volkstrauertag, den Tag der Deutschen Einheit, wobei die beiden Letztgenannten in Bayern auch gerne mal zusammen begangen werden. OK, Hallooween. Das muss ich dir lassen. Halloween ist super. Angst ist was für Könner. So manches Schreckgespenst ist ja letztlich doch nur ein Hinrgespinst, aber ich liebe diese Suche nach den wirklich schrecklichen Kostümideen. Letztes Jahr ging ich als Handy-Akku auf 5% und dieses Jahr als linker Ministerpräsident.
Aber nur, weil du zufällig mal eine gute Idee von den Amis geklaut hast, brauchst Du nicht ... brauchst du nicht ... sag mal ... heulst Du jetzt etwa?
...
Gut.

Es fallen die Blätter wie Steine im Winde
Es rotzen die Nasen in Taschentuchfetzen
Mit Sichtweite knapp über jener für Blinde
Und Frauen, die nach Hause hetzen

Es gleitet auf Laub ein Rentner dahin
In Dunkelheit der Wecker schellt
Sekunden vergehen , bis ich weiß, wo ich bin
kein Sonnenstrahl, der mich erhellt

Erblick ich das, erklingt ein Lied
ganz tief da unter meinem Magen
Bahnt sich den Weg, von Glied zu Glied
bis hoch zum Mund, lass mich dir sagen,
kann's länger nicht mehr in mir halten
Herbst! Du Loser aller Jahreszeiten!

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