Klick. Klick, klack. Klickediklack. Knack. Sie hörten: eine
akustische Zusammenfassung meines Gefühlslebens, beim Betrachten einer
beliebigen Episode von Germanys Next Topmodel.
Das Klick und auch das Klack stehen hierbei exemplarisch für das Geräusch
dilettantischen Stöckelns hyperventlilierender Backfische und das Knack steht
wahlweise für die vorm Pfennigabsatz kapitulierenden Knöchel eingangs erwähnter
Mädchen oder aber für jeden weiteren kleinen Sprung, den meine Hirnschale mit
jeder neuen Äußerung Heidi Klums zu verkraften hat. Knack. Knack.
Ich gebe gar nicht vor, hier etwas anderes als meinen Zorn und meine
Verwunderung über nunmehr 9 Jahre medienwirksam inszenierter Fleischbeschau
über ihnen zu entleeren, wie einst Matronen ihre Eimer voller Exkrement in den
Straßen des mittelalterlichen Goslars. Allerdings macht man es mir da auch
einfach. Um den folgenden Beitrag ein wenig aufzupeppen, habe ich daher
beschlossen, meinen Ingrimm in alphabetischer Reihenfolge aufzubereiten.
A wie „AAAAAAAAHHHHH!“, auch bekannt als traditionelle
Begrüßung im Lande der Stelztrinen. Für uns vollwertige Menschen
unverständlich, enthält das AAAAAH doch in den höheren Ultraschallfrequenzen
codierte Botschaften, anhand derer sich die Luder in Ausbildung schon über
weite Entfernungen identifizieren können.
B wie Busen. Wenig, was allerdings entgegen der landläufigen
Meinung nicht im gängigen Magermodell-Schönheitsideal begründet liegt, sondern
in der Tatsache, dass die meisten der Kandidatinnen kaum dem Kindesalter
entwachsen sind.
C wie Colossal Eye Mascara. Wegen B wie Busen. Da es weder
mit den Brüsten noch mit dem Sinngehalt sonderlich gut geklappt hat, sollte
hier wenigstens irgendetwas kolossal sein. Vergleiche auch, F wie falsche
Wimpern.
D wie Deutsch. Beim Dress-Walk ist die fancy abgefeaturte
sexiness das Must-Have oder die Perfomance
geht mal so richtig down, down, down, bitch.
E wie Emanuelle. Die Soft-Porno Märchen der späten 70er
Jahre sind, kunsthistorisch betrachtet, als direktes Vorgängerformat zu
verstehen. Kenner entdecken daher schnell die in der opulenten Inszenierung
versteckten Anspielungen auf solche Klassiker wie Emanuelle, Emanuelle im
Tacka-Tucka-Land und natürlich Zärtliche Cousinen. Vergleiche auch V wie Vaseline.
F wie falsche Wimpern. Sie sind erst groß genug, wenn man
mit ihnen beim Zwinkern eine Salami in feine Scheibchen schneiden kann.
G wie große Träume. Die Kandidatinnen beteuern Woche für
Woche, das Topmodell zu werden, ihr größter Traum sei. Also mindestens 2 Meter
oder so. Davor träumten die meisten davon, eine dressurreitende, Verbrechen
aufklärende Ballerina mit ohne Stützräder zu sein.
H wie Heulen. Viel. Sehr, sehr viel. Dass in dieser Sendung
kaum etwas Relevantes gesagt wird, vertuschen die Produzenten geschickt, indem
sie die Protagonistinnen einfach in Tränen ausbrechen lassen, sobald sich eines
dieser bösen Satzenden auf Sichtweite nähert. So füllt man wertvolle Minuten
Sendezeit, anstatt mit Inhalt, mit Tönen, die entfernt an Walgesänge erinnern.
Das lenkt ab und entspannt. Auch Heidis das menschliche Hörvermögen
übersteigende Stimme und der regelmäßige Einsatz von offenkundig sprachbehinderten
Juroren verfolgen dieselbe Taktik, nur mit anderen Mitteln.
I wie Inquisition. Vergleiche J wie Jury.
J wie Jury. Die Jury fällt das Urteil mit gnadenloser
Objektivität anhand der Kriterien Biegsamkeit, Folgsamkeit, Keit im
Allgemeinen.
K wie Küsschen. Küsse bei Germanys Next Top Modell werden
von Heidi verteilt und ähneln in ihrer Bedeutung den Todesküssen der Mafia.
Allerdings verkündete einem die feucht im eigenen Mund herumfuhrwerkende Zunge
von Al Capone nur den nahenden Tod, wohingegen das Wangenbusserl der
Fashion-Patin einem ein weit schlimmeres Schicksal, nämlich eine weitere Woche
im Entertainment-Fegefeuer der Eitelkeiten bedeutet.
L wie Leider ist mir hierzu nichts eingefallen.
M wie Modelvilla. Es ist eine bekannte Taktik von
Drücker-Kolonnen, ihre „Angestellten“ alle in einem Gebäude unterzubringen. So
sind diese leichter zu überwachen und einzuschüchtern, beispielsweise durch
nächtliches Abspielen einer Best of Vuvuzeela –CD bei voller Lautstärke.
O wie Oneeins. Vergleiche P wie Papa Klumm.
P wie Papa Klumm. Günther Klumm ist rein zufällig Besitzer
und Geschäftsführer jener Modell-Agentur, welche die Gewinnerinnen unter
Vertrag nimmt. Gerüchteweise besiegelt er seine Knebelverträge nach alter
Cowboy-Manier, mit einem Brandzeichen auf den Schenkeln seiner Herde.
Q wie Quecksilber. Metall, das schon bei Zimmertemperatur
flüssig bleibt. Vergleiche B wie Bildungsauftrag.
R wie Red. Selbsternanntes Promi-Magazin, das im Anschluss
an GNTM läuft und dort noch einmal die besten Szenen der Episode zeigt, DIE
GERADE EBENVOR 5 MINUTEN NOCH LIEF!
S wie Starfotograf. Humoriger Euphemismus für den
Redaktionspraktikanten, der mit der Styropornachbildung einer Kamera bei den
wöchentlichen Challenges dekorativ umherzuspringen hat.
T wie Top. Semantisch wichtige Präposition. Dient der qualitativen
Unterscheidung von Supermodels, Megamodels, Swagmodels und Solalamodels.
U wie Unterwassershooting. Obligatorische Härtetest für alle
Aspirantinnen. Geeignete Kandidatinnen müssen mindestens 8 Minuten am Stück
unter Wasser verbringen können. Möglich wird dies, durch eine naturgegebene
Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff, welche eine Teilnahme an der
Sendung enorm vereinfacht.
V wie Vaseline. Sorgen, auf den Zähnen der Modells verteilt,
für ein überzeugendes, natürliches Lächeln. Sorgen, auf dem Laufsteg verteilt
für Lacher im Publikum.
W wie Wegsehen. So gut wie unmöglich. Verantwortlich dafür
sind die unterschwelligen Botschaften, die in der Sendung versteckt werden. Geht
man die letzte Folge Einzelbild für Einzelbild durch, so entdeckt man auf jedem
33. Frame ein Bild der manisch lachenden Heidi, die uns mit einer
neunschwänzigen Bullenpeitsche bedroht.
X wie Xantippe. Erfolglose Kandidatin der 4. Staffel, die
nach ihrem schlechten Abschneiden während der rettet den Regenwald-Foto-Challenge
in Woche drei an eine Boa Konstriktor verfüttert wurde.
Y wie Yolanda. So hieß die Schlange.
Z wie Zusammenfassung. Ganz ohne Scherz. Wenn in Germanys
Next Top Modell Kandidatinnen gegen ihren Wunsch über Brüstungen gehangen, den
Haien vorgeworfen, wie Stillleben drapiert, in Flammen gesteckt und mit der
ganz großen Karriere gelockt werden, nur um dann einmal die Hauptrolle in einem
15 Sekunden-Spot für Damenhygiene-Artikel spielen zu dürfen, bevor Sie in die
Bedeutungslosigkeit pfälzischer Weinfest-Eröffnungsfeiern versinken müssen, ist
das Beschiss.
Oder eine Frage der Haltung. Und darauf soll es beim modeln ja bekanntlich
ankommen.
Vorsicht! Topmodel-Gucken zerstört nachweislich das Gehirn. Schon die erste konsumierte Folge kann irreparable Hirnschäden auslösen - beim Zuschauer wie bei den Mitwirkenden. Nicht dass wir dir den Titel des "El Klugo" eines Tages aberkennen müssen! :-D
AntwortenLöschen